Geschichte der ehemaligen Gemeinde St. Johannes Baptist Petershagen

Erstes katholisches Gemeindeleben in Petershagen

Petershagen ist eine der ältesten Pfarrgemeinden des einstigen Bistums Minden und neben der Bischofsstadt auch der bedeutendste Ort gewesen, da hier die Mindener Bischöfe das Schloss bauten, das ihnen als Ausweichquartier diente und in späteren Jahrhunderten Sitz der Mindener Fürstbischöfe war.

Nach der Reformation ist kaum noch katholisches Gemeindeleben in Petershagen vorhanden.

Erst 1812 kommt es zu einer Neuentwicklung. Die Glasfabrik in Gernheim wird gebaut. Die Pfarrgemeinde Petershagen erhält durch die Gernheimer Glasbläser, die aus Bayern und Böhmen kommen und vorwiegend katholischen Glaubens sind, wieder neuen Zulauf.

Innenansicht der Gorgonius-Kapelle

Der Weg nach Minden zur Kirche ist weit und so erwirbt der in Minden amtierende preußische Oberpfarrer Bonifatius Brotzmann in Petershagen 1847 an der Kirchstraße Nr. 3 ein altes Wohnhaus, das für die kleine Gemeinde als Kapelle ausgebaut wird und bis 1958 als Gotteshaus dient. Die Kapelle bekommt, wie auch der Dom in Minden, den Hl. Gorgonius als Schutzpatron.

Der erste katholische Geistliche kommt erst 1853 nach Petershagen. Es ist Vikar Berhorst, der spätere Domkapitular in Paderborn. 1854 wird dann an der Schulstraße der Mülbesche Burgmannshof gekauft, der bis 1964 als Pfarrhaus und Schulhaus dient.

Von 1886 bis 1905 war Wilhelm Hohoff als Pfarrvikar in der Gemeinde tätig. Im Spannungsfeld zwischen der katholischen Kirche und dem damals entstehenden Sozialismus pflegte er eine umfangreiche Korrespondenz mit namhaften Zeitgenossen und veröffentlichte zahlreiche Schriften. Eine seiner bedeutsamsten Thesen war, „dass nicht Christentum und Sozialismus, sondern Kapitalismus und Christentum sich einander gegenüberstehen wie Wasser und Feuer”. Nachdem die Ansätze von Wilhelm Hohoff zunächst von der katholischen Kirche missbilligt wurden, gab es jedoch in späteren Jahren eine größere Anerkennung seines Wirkens (s. auch den Bericht auf der Website des Erzbistums Paderborn Wilhelm Hohoff – Priester zwischen Kirche und Karl Marx). Nach ihm wurde 1948 die Schulstraße in Hohoffstraße umbenannt.

Neue Kirche St. Johannes Baptist

Nach dem 2. Weltkrieg ist der Zuzug von vertriebenen katholischen Familien so groß, dass die Seelenzahl zeitweilig auf 2.800 steigt.

So wird eine neue, größere Kirche geplant. Aber das Geld reicht nicht. Es wird ein Kirchbauverein gegründet. Zu dieser Zeit werden die Stände in der Diözese Paderborn aufgerufen, zum 80. Geburtstag des Papstes Pius XII je eine Diasporakirche zu spenden. So entscheidet sich das Männerwerk der Erzdiözese Paderborn für eine Kirche in Petershagen und spendet für den Bau 147.000 DM. Die neue Kirche St. Johannes Baptist wird in den Jahren 1956 – 1958 an der Hohoffstraße gebaut.

Informationen zum Bau der Kirche – geweiht als St. Johannes Baptist, heute St. Elisabeth – sowie Details zur Ausstattung und zur weiteren Entwicklung sind auf der Seite Kirche St. Elisabeth zu finden.

Die alte Kapelle wird 1961 verkauft und fortan als Lagerhalle genutzt, bis sie im Zuge des Neubaus der Brücke 1968 abgerissen wird. Somit machte die alte Kapelle indirekt Platz für das Zusammenwachsen der ab 1973 entstehenden und innerlich zusammenwachsenden Stadt Petershagen.

Gemeindehaus und Gemeindeleben

1964 wird das alte Pfarrhaus abgerissen. Es steht unter Denkmalschutz, aber es wäre nur mit großem Aufwand zu erhalten gewesen. So gab der Landeskonservator seine Genehmigung zum Abriss. An der Stelle wird nach den Plänen des Architekten Landree aus Lahde ein neues Gemeindehaus gebaut, das dann 1968 von Propst Garg eingeweiht wird.

1967 bekommt die Gemeinde einen Bulli, um die älteren Menschen aus den verschiedenen Ortsteilen und der Kurklinik Bad Hopfenberg zum Sonntagsgottesdienst abzuholen.

1968 wird die Caritaskonferenz gegründet. Sie stützt sich seit ihrem Beginn auf die tatkräftige Hilfe der Frauen aus der Gemeinde.

1972 wird der Orff-Kreis ins Leben gerufen. Der Kreis zählt lange Zeit mehr als 40 Kinder.

1975 wird der Kirchenchor gegründet. Er beginnt mit 20 Mitgliedern, 12 Frauen und 8 Männer.

Viele andere Gruppen werden in dieser Zeit gegründet wie Messdiener, Jugendgruppen, Altenstube, Handarbeitskreis, Männerkreis, die ein sehr aktives Gemeindeleben gestalten. Eine Minigolfanlage wird im Garten in Eigenarbeit gebaut. Weil die Anlage zu baufällig war und eine Sanierung nicht lohnte, wurde sie 2002 abgerissen.

1976 wird mit Hilfe des Bonifatiuswerkes ein zweiter Bulli angeschafft, da ein Bulli allein den Fahrdienst nicht mehr bewältigen kann.

Ein Pfarrer für Lahde und Petershagen

1977 erleidet Pastor Burkhard Wiemann, der letzte eigene Petershäger Pastor, einen Gehirnschlag und kann nicht mehr in seine Gemeinde zurückkehren. 1978 kommt Pastor Peter Wicha nach Petershagen. Er ist nun für Lahde und Petershagen zuständig, mit Sitz in Lahde, wie auch seine Nachfolger Pastor Ulrich Falke, Pastor Alfons Runte und Pastor Norbert Gugula.

1979 tritt Frau Lux die Stelle als Gemeindereferentin für beide Gemeinden an und wohnt in der ehemaligen Pastorenwohnung in Petershagen. Sie wird 1995 ersatzlos nach Minden versetzt.

Abpfarrungen nach Minden

1973 findet die politische Gebietsreform statt. Die bisherigen Gemeindegrenzen werden verschoben. 1983 zieht Paderborn nach, und so gehören nun die bisherigen Petershäger Ortschaften Kutenhausen, Todtenhausen und Stemmer zur Gemeinde St. Ansgar in Minden. Zur Gemeinde Petershagen gehören nur noch die Ortschaften Petershagen , Buchholz, Eldagsen, Friedewalde, Großenheerse, Hävern, Maaslingen, Meßlingen, Ovenstädt und Südfelde.

1983 findet die erste Fronleichnamsprozession in Petershagen statt. Von da an wird sie immer im Wechsel mit Lahde durchgeführt.

Aus den Firmgruppen der achtziger Jahre entwickelt sich eine über viele Jahre aktive Jugendgruppe. Sie nimmt regelmäßig an den Fahrten zur Aktion Altenberger Licht jeweils in der Nacht zum 1. Mai statt und trägt das Friedenslicht in beide Gemeinden. Eben das ist auch das Kennzeichnende dieser Jugendgruppe: Sie besteht aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus beiden Gemeinden. Die Jugendgruppe gestaltet auch die hintere linke Nische als Gebetsecke.

1986 wird das Gemeindehaus umgebaut. Der Gemeinderaum wird vergrößert. Der Besprechungsraum wird in eine Küche (bisher 2 qm) umfunktioniert. Das Büro und das Dienstzimmer werden nach oben verlegt und die Wohnung entsprechend verkleinert.

Einbindung in den Pastoralverbund Mindener Land

Seit dem 1. Juli 2006 gehören die katholischen Gemeinden St. Johannes Bapt., Petershagen und St. Maria, Lahde dem Pastoralverbund Mindener Land an. Ein eigener Pfarrvikar wohnt nicht mehr in Petershagen. Für die Seelsorge zuständig ist ein in Minden ansässiges Pastoralteam aus Priestern und Gemeindereferentinnen. Der Leiter des Pastoralverbundes und damit auch Pfarrvikar von Petershagen ist Propst Roland Falkenhahn.

Unsere Gemeinde zählte im Jahre 2015 650 Mitglieder, das sind etwa 7% der Einwohner.

Zusammenlegung mit St. Maria Lahde

Im Jahre 2021 wird die Gemeinde St. Johannes Baptist Petershagen mit der Gemeinde St. Maria Lahde zur neuen Gemeinde St. Elisabeth zusammengelegt.

Die katholischen Geistlichen in Petershagen

1853 – 1855Johann Georg Berhorst
1855 – 1863Anton Spork
1863 – 1866Franz Josef Uelck
1866 – 1885Ferdinand Hoetger
1886 – 1905Wilhelm Hohoff
1905 – 1909Augustin Büddecker
1910 – 1913Georg Ringleb
1913 – 1913Johannes Herm. Willeke
1913 – 1915Eduard Schotte
1915 – 1919Bernhard Speckenmeier SVD
1919 – 1926Paul Predeek
1926 – 1927Wilhelm Schulte
1935 – 1939August Redecker
1939 – 1942Josef Hesse
1943 – 1945Johannes Claes
1945 – 1948Walter Pöppe
1948 – 1948P. Innozenz Giller SDS
1948 – 1954Franz Peitzmeier
1954 – 1963Wilhelm Quante
1963 – 1966Paul Breda
1966 – 1977Burkhard Wiemann
1978 – 1984Peter Wicha
1984 – 1989Ulrich Falke
1989 – 1998Alfons Runte
1998 – 2006Norbert Gugula
ab 2006Propst Roland Falkenhahn (Pastoralverbund)

Quellen: